Alles ist Lernen – Leben ist Lernen
In unserem Alltag integrieren wir einen ganzheitlichen Lehrplan, der alle Altersstufen umfasst. Dabei legen wir besonderen Wert auf kollektives und emotionales Lernen sowie auf die Förderung von Leadership-Fähigkeiten. Durch eine Vielzahl von Aktivitäten wie Spielen, Bewegung und praktische Tätigkeiten wie Kochen und Reparieren, schaffen wir eine dynamische Lernumgebung, die direkt am Arbeitsleben orientiert ist.
Unser Fokus liegt auf realen Aufgaben wie zum Beispiel der Buchhaltung und der Organisation einer FoodCoop, sodass unsere Lernerfahrungen nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch relevant sind. Darüber hinaus vermitteln wir wichtige Fähigkeiten wie selbständiges Lernen und effektiv in Gruppen zu arbeiten, Fähigkeiten die im Leben immer gefragt sind.
Unser Umfeld bietet vielen verschiedenen Erwachsenen die Möglichkeit, ihren Tätigkeiten nachzugehen. Dadurch erhalten Kinder und Jugendliche direkten Einblick in verschiedene Arbeitsfelder und können so in das Arbeitsleben hineinschnuppern.
Beim Colearning unterstützen wir uns ein den Eltern und Kindern dienliches Umfeld zu schaffen. Colearning versteht sich nicht als fertige Antwort sondern als eine gemeinsame Frage.
Eltern wollen Freude an ihren Kindern haben. Und Zeit mit ihnen verbringen und alles schaffen, was das Leben so bringt, ohne ständig alleine überfordert zu sein und eigentlich weg zu wollen, bzw. sich sogar in die Arbeit zu flüchten.
Wir haben viele offene Fragen: Wie geht Kinder und Geld verdienen (oder Karriere machen) zusammen? Wie kann eine Lernumgebung entstehen, wo lernen wieder Spaß macht? Wie umgehen mit den Begrenzungen der Kleinfamilie?
Wir haben keine fertige Antwort. Aber die Gruppe und den Rahmen um zu experimentieren.
Warum wir keine Alternativschule sind?
Bei uns stehen nicht die Noten, sondern die Freude und Mitverantwortung am eigenen Lernen und die persönliche Weiterentwicklung jedes Einzelnen im Vordergrund.
Wir schließen uns zusammen, teilen unsere Ressourcen auf und unterstützen uns gegenseitig auch bei ganz banalen Dingen wie Kochen und Putzen.
Eine vernetzte und fundierte Grundbildung ist uns wichtig. Mit Begeisterung, Tiefgang und bereichsübergreifendem Lernen tauchen die Kinder und Jugendlichen im Colearning in die Lerninhalte ein.
Alle, Groß und Klein, lernen bei uns in ihrem eigenen Tempo und nach ihren ganz persönlichen Begabungen.
Schularbeiten und Tests dienen der regelmäßigen Überprüfungen zur Selbstkontrolle des bereits Erlernten und werden nicht mit Schulnoten bewertet.
Die erlernten Inhalte werden regelmäßig allen anderen Kindern und Jugendlichen präsentiert.
Ein Mal im Jahr gibt es eine große Präsentation vor einem Komitee von externen Personen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, die dann eingeladen sind, relevantes Feedback zu geben.
Rechtlicher Rahmen:
Derzeit sind die Kinder im Colearning noch zum häuslichen Unterricht von der Schule abgemeldet.
Alle Kinder legen am Ende des Schuljahrs eine ExternistInnenprüfung ablegen.
In der Vergangenheit standen wir Eltern mit den wohlwollenden Prüfungsschulen in engem Kontakt und konnten die Kinder bestmöglich und stressfrei auf die Prüfung vorbereiten.
Gerade in den letzten Jahren ist jedoch durch Änderungen der Bestimmungen, eine Überforderung und eine Willkür an den Prüfungsschulen eingetreten, die wir nicht mittragen möchten.
Mit der rechtlichen Form der Alternativschule könnten wir zwar selber Zeugnisse erstellen, diese Form ermöglicht uns jedoch nicht, unser Konzept von generationsübergreifendem Lernen und Arbeiten wirklich umzusetzen.
Wir arbeiten daran, mit den öffentlichen Stellen einen passenderen rechtlichen Rahmen für unser zeitgemäßes Projekt zu finden.
Warum Colearning?
Wir haben uns als Eltern zusammengefunden, weil wir unzufrieden mit dem aktuellen Bildungssystem sind und haben dieses Projekt ins Leben gerufen, weil wir Freude an unseren Kindern haben und mit ihnen ein noch erfüllteres Leben leben möchten.
Daher stellen wir uns auch immer wieder die Fragen:
Wie wollen wir in Zukunft leben und lernen?
Wie bilden sich Gemeinschaften,
denen das Potenzial des Einzelnen am Herzen liegen, ein erfüllteres Leben und das Teilen der Ressourcen aller begeisterten Beteiligten und unser gutes Leben auf diesem Planeten?
Wo sind Orte, an denen wir uns inspirieren lassen können, wie so etwas aussehen könnte?
Wir wollen so ein Ort sein!
Wir wollen uns und unseren Kindern eine andere (Er-)Lebenswelt zeigen, in der die scheinbare Trennung von Arbeit und Freizeit, Schule und Leben, Lernen und Spiel aufgehoben werden kann.
Anstelle der Trennung tritt die Möglichkeit zum Gemeinsamen. Im echten Leben setzen wir uns jeweils im Moment auf Augenhöhe und in Beziehung zu unseren Mitmenschen mit unserer Mitwelt und den jeweils herrschenden Bedingungen auseinander.
Wir wollen aus der Passivität unserer Lebenswelten in aktive Mitgestaltung, in Mitverantwortung finden. Wir wollen unsere Kräfte bündeln und eine Lebensrealität kreieren, die erfüllter, verbundener und sinnhafter ist.
„It takes a village to raise a child and it also takes a village to keep the parents sane.“
Wie wir lernen – unsere Methoden
Spiralcurriculum – alle 2 Jahre wiederholt sich der Lernstoff
Die U – Learning Methode
Die U – Learning Methode ist eine Lerntechnik, die von einer Gruppe von etwa acht Personen angewendet wird, um komplexes Wissen zu erarbeiten, zu verstehen und weiterzugeben. Die Methode wird im Rahmen eines Spiralcurriculums alle zwei Jahre wiederholt, wobei ein Block Biologie, Physik und Chemie und ein anderer Block Geografie und Geschichte umfasst. Die Teilnehmenden tauchen modular tief in das jeweilige Thema ein und nutzen verschiedene Informationsquellen, um ein umfassendes Verständnis zu entwickeln. Dabei fördert die Methode vernetztes Denken und ermöglicht, die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Disziplinen zu erkennen und zu verstehen.
Die Darbietung der Ergebnisse erfolgt zum Beispiel als Theateraufführung, Präsentation oder Film. Der Unterschied zu gewohntem Gruppenlernen liegt in einem ausgeklügelten sozialen Rahmen, der Begeisterung und Fokus für alle Teilnehmenden ermöglicht, die Beiträge von allen sind relevant, fließen in die Thematik ein und ergeben ein gemeinsames Bild, das keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Nach der Präsentation an alle (auch die Kleinen sind dabei und lernen automatisch mit) wird das Lernthema anderen Gruppen übergeben, die es wiederrum mit neuen, eventuell fehlenden Wissensbausteinen anreichern. Somit wird der Lernprozess aller wie nebenbei zu einem kollektiven spannenden, nachhaltigen und reichhaltigen Forschungs,- Sinn,- Bedeutungs,- und Verständnisbildungsprozess.
Nestmethode
Die Phasen der Autonomiegewinnung werden im Colearning in 4 Stufen begleitet.
Nest
In dieser Phase schaffen wir eine sichere Umgebung, ohne Druck auszuüben oder Kritik zu äußern. Es ist ein Raum, in dem Kinder und Jugendliche so sein können, wie sie sind, ohne bewertet zu werden.
Führen
Die Kinder und Jugendlichen lernen, die Vorgaben von außen anzunehmen und dabei auch die Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen. Interesse wird durch das aktive Umfeld geweckt.
Begleiten
Durch Coaching und Mentoring unterstützen wir die Kinder und Jugendlichen bei der Umsetzung ihrer Ziele. Sie erhalten Anleitung und Feedback zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten.
Lösen
Die Kinder und Jugendlichen werden ermutigt, unabhängig zu handeln und Probleme eigenständig zu lösen sowie Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.
nach Montessori – „Hilf mir es selbst zu tun.“
Edu-Scrum – selbstverantwortliches und -organisiertes Lernen unterstützt durch Lernbegleiter:innen und Mentor:innen
Herzensbildung – Beziehungsarbeit und Gruppenprozesse, Leadership- und Teambuilding
Projektarbeit und Bildungsreisen – zB. Ökologie in den Sölktälern, Meeresbiologie in Kroatien, WWOOFen
Praktika – Jugendliche sammeln erste Hands-on-Arbeitserfahrung
Dokumentation – findet mittels selbst erstelltem A3-Portfolio statt
am Ende jeden Schuljahres findet vor einem Komitee die große Gruppenpräsentation statt
Ein Tag im Lernzentrum
8:00-8:45 Ankunft | In dieser Zeit kommen die Kinder und Erwachsenen an. Manche frühstücken oder bereiten ihre Sachen für den Tag vor. Es gibt die Möglichkeit für Morgensport, Mediation und Yoga. |
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9:00-9:20 Morgenkreis | Wir sitzen oder stehen im Kreis und besprechen die allgemeinen Tagespunkte. |
9:20 Arbeiten in den Gruppen oder Alleinarbeit | Lern- und Arbeitszeit in Gruppen oder alleine. 5 vor 12:00 läuten wir zum Sport. Das ist das Zeichen, um alles aufzuräumen. |
12.00-12.30 Sport | Yoga, Fußball, Tanzen, einfache Bewegungsübungen |
12:30-13:00 Mittagessen | Wenn alle da sind, läuten wir nochmal und halten für ein paar Minuten inne. Diese Stille vor dem Essen dient dem „Zu sich selbst zurückkommen, sich selbst wahrnehmen“. |
13:10- 14:00 Aufräumen | Die Kinder und alle Jugendlichen sind gemeinsam mit Erwachsenen für die gesamten Aufräum,- und Putzaufgaben zuständig. ( z.B. einen Raum saugen, Tische wischen, Küche aufräumen etc.). Sehr junge Kinder erledigen ihre Aufgaben gemeinsam mit den Älteren. Nach der Erledigung der Aufgaben ist Pause zur ruhigen Beschäftigung. |
14:00-17:00 Deschooling, Projektarbeit, Sport | Volkschulkinder gehen nach Hause. Die Größeren haben Zeit für ihre Projekte. Donnerstag setzen wir uns zusammen und reflektieren die Woche, wie es uns miteinander geht, was am Wochenende zu tun ist und was wir nächste Woche vorhaben. 14-15.30 Uhr KIWI Kinder-WIR-Meeting für Kinder und Erwachsene 16-18 Uhr WIR-Meeting Feinabstimmung der Erwachsenen |
Eine Woche im Lernzentrum
Unsere Woche geht von Montag bis Donnerstag von 8:45 bis 14 Uhr. Die Nachmittage sind individuell gestaltbar.
Je nachdem, wo das Kind steht und was es braucht, kann es die Angebote am Nachmittag nutzen oder seine eigenen Projekte umsetzen.
Es gibt zusätzliche Angebote von Menschen, die gerade da sind, um unser Projekt zu unterstützen, wie z.B. Französisch, Gebärdensprache, Japanisch, Zeichen- und Malkurse, Theater, Tanzen, Playfight, Musik, Basteln, …
Im Rahmen des Lernzentrums versuchen wir, nicht jeden einzelnen Wunsch zu erfüllen, sondern mit dem Angebot zu arbeiten, das da ist und das Beste daraus zu kreieren. Wenn es einen bestimmten Bedarf gibt, überlegen wir zusammen, wie wir es ermöglichen können.
Ein Jahr im Lernzentrum
Wir folgen einem modularen Lernansatz, dem sogenannten Spiralcurriculum, der es uns ermöglicht, thematische Schwerpunkte für das Schuljahr zu setzen, wie beispielsweise Geografie und Geschichte. Indem wir uns mit diesen Themen befassen, erkunden wir automatisch auch angrenzende Bereiche wie Geologie, Wirtschaftsgeschichte und Biologie.
Kinder und Jugendliche beschäftigen sich nicht nur mit der EU und Österreich, sondern auch mit der Entstehung des Universums, Evolution, Revolutionen wie der Industriellen Revolution und vielem mehr. Dieser Ansatz ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen, ein tief vernetztes Verständnis für verschiedene Gebiete zu entwickeln und ihre Relevanz und Verbindung zum eigenen Leben zu erkennen.