Wie kann das Lernen zu Hause gelingen?

Wie kann das Lernen zu Hause gelingen?

Nun sind die Kinder zu Hause, sollten lernen, aber wie kann ich meine Kinder da gut unterstützen? Hier ein paar Tipps aus unserem Colearning Alltag:

Zu Beginn ist es gut, ein Ziel zu formulieren. Je konkreter desto besser. Also nicht Mathematik üben. Sondern: „Mich in Gleichungen, Bruchrechnen, Grundrechenarten, etc. sicher fühlen“. Oder „5 Textbeispiele geübt haben“. So gilt es alles, was am Ende erledigt werden muss, aufzuschreiben. Am besten einzeln auf Post-its auf ein Organisationsboard oder Übersichtsblatt. Auch so etwas aufschreiben wie: Waveboard fahren, Wäsche aufhängen, Geschirrspüler ausräumen, täglich eine halbe Stunde mit meinen Freunden whatsAppen. Es gilt zweierlei Zeitspannen festzulegen:

1. jedes Post-it bekommt eine eigene Zeitspanne, zB. 1 Stunde Mathematik oder 10 Minuten Wäsche aufhängen
2. Für Aufgaben wie „Mathematikstoff lernen“, wird eine Zeitspanne von zwei, drei, vier Wochen festgelegt, in der alle Aufgaben erledigt werden müssen. Diese werden dann weiter unterteilt in einzelne Stoffgebiete/Aufgaben.

Es wird danach definiert, wann eine Arbeit als fertig gilt, womit Kind und Eltern zufrieden sind. Hier ist es sehr wichtig, dass diese Definitionen realistisch sind und weder Kind noch Eltern überfordern.
Wenn eine Aufgabe erledigt ist, fragen wir uns auch gemeinsam mit den Kindern, wieviel Freude sie beim Erledigen der Aufgabe hatten und wie sie es beim nächsten Mal besser machen könnten.
(angenehmerer Arbeitsplatz, alle 20 Minuten einen Witz lesen,..)

Und zu guter letzt noch einen Kalender aufhängen, wo man gut erkennen kann, wieviele Tage es bis zur Prüfung sind (bei Homeschoolern bis zur Externistenprüfung oder Kinder aus Regelschulen, die den Lernstoff bis zu einem Stichtag lernen sollen, z.b. Ende April oder 15.Mai). Für Regelschüler gibt es einen Wochenplan oder Aufträge, die von den Lehrenden kommen. Je nachdem wie diese eingeteilt sind, macht es Sinn, sich die Inhalte selber noch einmal gut einzuteilen (wie nachstehend beschrieben).

Am ersten Tag ist es gut, mit den Kindern gemeinsam zu beschließen womit begonnen wird:

Gemeinsam das Tagespensum festlegen

Am Morgen nach dem Frühstück wird jeweils das Tagespensum festgelegt, gemeinsam mit den Kindern. Hier ist auch fein, das eigene Vorhaben/Tagespensum festzulegen. Alle, Erwachsene und Kinder, stehen gemeinsam vor ihren Organisationsboards und besprechen ihren Tag. Die Kinder merken: alle sitzen im gleichen Boot, sich ihren Tag und ihre Aufgaben zu organisieren und dranzubleiben.
Dann kommt die Arbeitszeit, in der das Kind nun selbstständig seinen Arbeiten nachgehen kann. Am Nachmittag zum Abschluss wird kurz besprochen: wie wars heute? Hast du geschafft, was du dir vorgenommen hast? Brauchst du bei irgendetwas Hilfe?

Wichtig ist, das Kind dazwischen eher in Ruhe zu lassen und erst bei der Besprechung am Nachmittag das Kind selber erkennen zu lassen: was habe ich geschafft..
Und unsere Rolle dabei ist weniger „Sklaventreiberin“ oder „Schuldgefühlige“: „Ich bin nur dann eine gute Mama/ guter Papa, wenn meine Kinder toll sind“ – sondern eher liebevolle Begleiter*in im Abenteuer Lernen. Denn (wieder) lernen und (zurück)finden in eine gute Selbstständigkeit ist ein langer Prozess für uns alle!

Das echte Leben

Julian kommt in die Küche gelaufen: „Ulla! Kannst du mir helfen? Es gibt eine Überschwemmung in der Putzkammer! Schnell!“
Ich starte los, gerade gemütlich beim Mittagessen, die meisten Kinder essen schneller und sind daher schon bei ihren Putzaufgaben, während ich noch esse. Aus der Putzkammer tönen aufgeregte Kinderstimmem.
Die Putzkammer, ein wüstes Durcheinander, am Boden steht das Wasser Centimeter hoch. Das Waschbecken ist unter einem Schaumberg verschwunden. Der Wasserhahn voll aufgedreht. Fünf Augenpaare schauen mich aufgeregt an. „Schnell, Ulla, wir können den Wasserhahn nicht mehr abdrehen!“ Ich wate durch das knöchelhohe Wasser und komme tatsächlich flott am Wasserhahn an. Schaffe es, den etwas überdrehten Hahn abzudrehen. Jubel.
Bleibt die Überschwemmung.
Ich verteile Bodenwischtücher und mit vereinten Kräften legen wir den Boden trocken. Am Boden ist ein Lager leerer Putzmittelflaschen. „Da können wir nicht gescheit aufwischen“, sagt Xaver (7). Ich schlage vor, die vielen Flaschen gleich zur Sammelstelle zu bringen. „Gute Idee“, rufen die Kinder. Mittlerweile ist die Stimmung beim Katastrophendienst richtig gut. Zu sechst wischen und wringen und pritscheln wir. „Das macht so Spaß!“, ruft Thulani. Nach einer halben Stunde ist der Boden trocken.
Das nenne ich das echte Leben.

 

Lernen

Lernen und Schule. Lernen und Leben. Lernen für das Leben.

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!
Wir wollen nicht fürs Leben lernen, sondern leben … und lernen tun wir sowieso, wenn die Umgebung anregend ist, umso mehr.
Beim Thema Lernen schwirrt es zur Zeit in unseren Köpfen. Alte Ansätze haben ausgedient. Neue sind noch kaum da, bzw. rollt die technologische Entwicklung, mit all ihren direkten und indirekten Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens, so schnell dahin, dass wir nicht mal ansatzweise mit-,und kaum hinterherkommen.
Wofür lernen? Wie lernen?
Maschinen können schon so viel. Ich habe mich letztens von der künstlichen Intelligenz einer Coaching-App beraten lassen und es hat mir tatsächlich geholfen.
Also nur noch lernen, um Maschinen gut programmieren und hoffentlich lenken zu können? Sogar das tun diese schon selber! Selbstlernende und selbstplanende Maschinen, die Maschinen bauen, die…
Was mich betrifft: Wir sind definitiv in der Zukunft angekommen!
Jede Menge distopische Geschichten aus Büchern und Filmen kommen mir in den Sinn und “The Matrix” ist nicht die Düsterste davon. Ich wische sie weg und wende mich, ja, wohin soll ich mich wenden?
Das herrschende Bildungssystem bietet mir, immer schon ein wenig Ausgestiegener, nicht viel Perspektiven, die ich in der heutigen Zeit als sinnvoll betrachten würde.
Menschen, die sich unglaublich gut einfühlen und selbständig und frei denken können, um in dieser komplexen Welt möglichst richtige Entscheidungen für Viele und unser Weiterleben hier auf dem einen Planeten mit sehr guter Lebensqualität treffen können… Das wär’s doch! Die dafür notwendigen Fähigkeiten zu stärken und zu entwickeln, dafür ist unser Schulsystem aber denkbar ungeeignet.
Was ist nun aber mit “richtigen Entscheidungen und sehr guter Lebensqualität” gemeint?
Als atmendes organisches fühlendes Wesen Mensch, denke ich an klares Wasser, reine Luft, blühende Natur und dies erhaltende intelligente Technologien und Lösungen für unser Leben hier.
Denke an Menschen, die gelernt haben, nicht nur ihr eigenes Fortkommen zu sichern, sondern die im größeren Maßstab gelernt haben zu denken: “Ich und die anderen auf genau einem Planeten, wie kann das möglichst gut gehen?”.
Aber was weiß ich schon?
Vielleicht lösen wir und unsere Maschinen demnächst unsere globalen Probleme? Berechnen eine Formel für faires Weltwirtschaften, für gutes Leben für alle hier, erkennen die intelligentesten Lösungen für uns Menschen, als Menschengemeinschaft auf diesem Planeten.
Bleibt bei mir unterm Strich, dass es dazu immer noch Menschen braucht, die sich nach oben, nach “dem Guten” für alle strecken können, Visionäre und Freidenker*innen, nicht abgeschalten in einer Blase sondern hellwach und denkbereit.
Und wo kommen diese Menschen her?
Ich gehöre nicht zu dieser Sorte, bin in meiner Blase, habe kaum gelernt, weit über den Tellerrand zu blicken, Dinge zu hinterfragen und meine eigene Wirkung einzusetzen.

Natürlich gibt es die Menschen, die all das können und auch tun, es wäre nur fein, wenn wir uns grundsätzlich so heranbilden würden und nicht nur einige wenige hätten, die es dann trotzdem können und tun.

Also nochmal, wo kommen diese vielen selbstermächtigten Menschen mit Gemeinschaftssinn her?

Aus unserem Bildungssystem? Nein.

Nun zur Bildungsalternative… auch da weite Strecken nichts oder verschwindend wenig!
Ich habe Angst, dass uns die “maschinelle Bildungsmaschinerie” von außen, also aus innovativeren Ecken der Welt überrollen wird und uns noch dümmer macht, weil wir hier schlicht und einfach zu langsam sind, um unser System den wahrgenommenen Erfordernissen der heutigen und zukünftigen Zeit anzupassen.
Mit maschineller Bildungsmaschinerie meine ich Franchise Angebote von Lernsystemen, die sich modernster Methoden und Lerntechnologien bedienen und diese in einem individuellen Curriculum (großteils online) anbieten.
Das ist alles fein, doch was wollen wir?
Ich möchte, dass es ganz viele Menschen gibt, die selbstermächtigt mit einem ganz starken Verantwortungs- und Gemeinschaftssinn ausgestattet sind.
Können diese Franchise-Schulen das leisten?
Ich glaube nicht. Zu wenig echtes Leben.
Wie könnte nun also eine Alternative aussehen, die das leisten kann?
Für mich sind es „Neue Dörfer“ in denen Kinder eingebunden in eine authentische Gemeinschaft von Erwachsenen heranwachsen.
„Neue Dörfer, wo sich Erwachsene mit „Neuer Arbeit“, „Change Management“ und „Neuem Lernen“ beschäftigen und vorallem mit dem Wie des guten Zusammen-Tuns.
Wo die scheinbare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, Schule und Leben, Lernen und Spielen aufgehoben werden kann und wir herausfinden, was dann eventuell Wunderbares passiert..

Die Super-druper gute Suppe

Schreibanlässe geben

In der Ausbildung zur Volksschullehrerin heißt es in Deutsch bei “Verfassen von Text”, vulgo dem Schreiben, man solle mehr natürliche Schreibanlässe bieten. Also in einer etwas künstlichen Umgebung, wie der Schule, werden jetzt weniger künstliche Schreibanlässe gewünscht, als kürzlich noch, wo sie vornehmlich aus dem Deutschbuch kamen á la “Schreibe eine Geschichte mit Einleitung, Hauptteil und Schluss”.

 

Jetzt soll es natürlicher zugehen mit realen Einladungskarten zu einer Klassenfeier zB, oder einem selbst erdachten Rezept, das man dann zu Hause ausprobieren kann. Toll!

 

Und nichts gegen das Erlernen vom Rüstzeug beim sprachlichen Ausdruck. Ganz im Gegenteil. Nur glaube ich fest, dass es oft nur punktuell nötig ist, nachzuhelfen, bzw. weniger stur und geradlinig. Und ich glaube auch, dass das reale Leben genug ganz natürliche Schreibanlässe böte, wenn man es nur “in die Schule hineinließe”. Und die Kinder lange Strecken interessensgeleitet und lebensgeleitet schreiben würden.

 

Wenn wir sie nur ließen. Und vertrauen könnten, dass aus ihnen etwas oder jemand wird, weil sie nämlich schon jemand sind.

 

Im Colearning merke ich, wie die Kinder immer wieder ihre eigenen ganz realen Schreibanlässe finden, wie beispielsweise beim Anschreiben des heutigen Mittagessens, exemplarisch und mit Augenzwinkern.

 

Es essen etwa 50 Personen, einige Erwachsene aus dem Coworkingbereich kommen regelmäßig zum Essen, das die Kinder selbst geplant, eingekauft und gekocht haben. Externe, also Menschen, die von außerhalb essen möchten, zahlen auch dafür.

 

Alles sehr real.

 

Der Spaß beim Benennen des eigens fabrizierten Mittagessens auch.

 

Also dann: “Mahlzeit mit der “super druper sau guten Suppe” und dem “noch besseren oder schlechteren (man weiß es nicht) Brei mit Früchten!”